\input{confighandout} \subsection{Memory Technology Devices (MTD)} \subsubsection{Was sind Memory Technology Devices?} Prinzipiell kann jedes St\"uck Speicher als MTD dargestellt werden, es gibt sogar Treiber, die einfach einen RAM-Bereich exportieren. Unter Linux versteht man aber unter MTD normalerweise Flash-Speicher in ihren unterschiedlichen Auspr\"agungen, beispielsweise NAND, NOR, DataFlash oder OneNAND. Dabei werden Flash-spezifische Eigenschaften ber\"ucksichtigt, wie zum Beispiel Hard- und Software-ECC oder die Tatsache, dass diese Chips nur Eraseblock-weise gel\"oscht werden k\"onnen. Die Art, wie der Chip an den Prozessor angeschlossen ist, spielt dabei keine Rolle. Der Kernel unterst\"utzt direkt am Bus angeschlossene NOR-Bausteine genauso wie NAND-Chips am NAND-Controller oder SPI-Flash-Chips, die mit einem SPI-Bus verbunden sind. \emph{Nicht} zu den MTD geh\"oren USB-Sticks, SD-Karten oder \"ahnliche Ger\"ate. Diese enthalten zwar auch NAND-Flash, dies wird aber bereits innerhalb des Ger\"ats von einem eingebauten Controller verwaltet und erscheint f\"ur den Kernel als normales Block-Device (wie eine Festplatte). NAND-typische Eigenschaften wie die Gr\"o\ss e eines Eraseblocks bleiben dem Kernel unbekannt. \subsubsection{Das MTD-Subsystem im Kernel} Wie im Linux-Kernel \"ublich, werden die Treiber gleichartiger Ger\"ate von einem eigenen Subsystem verwaltet. Diese Vorgehensweise erm\"oglicht eine einheitliche Schnittstelle dieser Ger\"ate, ohne dass sich die einzelnen Treiber darum k\"ummern m\"ussten. Ausserdem vereinfacht es die Entwicklung von Treibern, da ihre Struktur vorgegeben ist, und sie sich nicht mehr um immer wiederkehrenden generischen Code oder das Interface zum Userspace k\"ummern m\"ussen. \paragraph{Was das MTD-Subsystem im Kernel macht...} Das MTD-Subsystem verwaltet zun\"achst die physikalische Struktur eines Chips, kennt also z.B. dessen Zusammensetzung aus einer gewissen Anzahl von Erasebl\"ocken bestimmter Gr\"o\ss e, wobei jeder Eraseblock wiederum aus Pages bestimmter Gr\"o\ss e bestehen kann (NAND). Jeder Chip kann wiederum in mehrere Partitionen aufgeteilt werden. F\"ur jede Partition legt das MTD-Subsystem ein eigenes Device an, also bei drei Partitionen \cmd{/dev/mtd0}, \cmd{/dev/mtd1} und \cmd{/dev/mtd2}. F\"ur den Anwender ergibt sich hier bereits die erste Abstrahierung, da er nicht mehr wissen muss, ob hinter diesen Devices NAND oder NOR steckt, oder ob es sich um einen oder mehrere Chips handelt. Anhand dieser Device-Dateien kann jetzt auf die einzelnen Partitionen zugegriffen werden. Dabei k\"onnen Datenbl\"ocke gelesen und geschrieben werden, ausserdem k\"onnen Erasebl\"ocke gel\"oscht werden. \paragraph{...und was das MTD-Subsystem \emph{nicht} macht...} Das MTD-Subsystem wurde bewusst als sehr d\"unner Abstraktions-Layer angelegt. Es geht lediglich um die einheitliche Schnittstelle und den einfachen Zugriff auf den Flash-Speicher. Aufwendigere Techniken werden je nach Anwendung von anderen Teilen des Kernels erledigt. So verf\"ugt ein mtd-Device weder \"uber ein Dateisystem noch \"uber Wear-Leveling. Bad Blocks werden zwar unterschieden, der Anwender wird aber nicht daran gehindert, dennoch in diese zu schreiben. Ausser der NAND-eigenen ECC-Fehlerkorrektur gibt es keine weiteren Schutzmechanismen, falls beim Schreiben der Strom ausf\"allt, gehen Daten verloren. \paragraph{Erweiterungen} Aus historischen Gr\"unden verf\"ugt der Kernel noch \"uber den \cmd{mtdblock}- Treiber. Dieser emuliert f\"ur ein mtd-Device \cmd{/dev/mtd0} ein zugeh\"origes Block-Device \cmd{/dev/mtdblock0}. Da es sich dabei um ein normales Blockdevice handelt, k\"onnen auch normale Dateisysteme wie ext2 oder FAT aufgebracht werden. Ausserdem k\"ummert sich \cmd{mtdblock} beim Schreiben um das L\"oschen der entsprechenden Eraseblocks. Da \cmd{mtdblock} aber weder Wear-Leveling noch Schutzmassnahmen einf\"uhrt, und ausserdem vor allem durch schlechte Performance auff\"allt, kann von seinem Einsatz nur abgeraten werden. \"Ahnliches gilt f\"ur die ebenfalls vorhandenen Flash-Translation-Layer (FTL). Obwohl diese teilweise bessere Features mitbringen, gelten sie mangels Interesse als veraltet und schlecht gewartet. Durch die Einf\"uhrung von UBI und ubifs sind derartige MTD-Erweiterungen f\"ur die meisten Anwendungen schlicht \"uberfl\"ussig geworden. \subsubsection{MTD-Tools} Um auf mtd-Devices zugreifen zu k\"onnen, haben die MTD-Entwickler eine Reihe von Tools entwickelt, die von den meisten Distributionen als Paket bereit gestellt werden. Unter Debian installiert man die Tools beispielsweise mit \begin{lstlisting} aptitude install mtd-utils \end{lstlisting} Hier eine \"Ubersicht \"uber die wichtigsten Befehle: L\"oschen einer Partition: \begin{lstlisting} flash_eraseall /dev/mtd0 \end{lstlisting} L\"oschen einer Partition, gleichzeitig jffs2-Dateisystem aufbringen: \begin{lstlisting} flash_eraseall -j /dev/mtd0 \end{lstlisting} Ein Image in eine Partition schreiben: \begin{lstlisting} nandwrite -p /dev/mtd0 myimage.bin \end{lstlisting} \emph{Beachte:} \cmd{nandwrite} ist das einzige Tool, mit dem man unter Beachtung von Bad Blocks direkt in ein mtd-Device schreiben kann! Wenn man mit konventionellen Tools wie \cmd{dd} in ein mtd-Device schreibt, so werden auch Bad Blocks beschrieben, ohne dass dies zu einem Fehler f\"uhren w\"urde! Daten aus einer Partition lesen: \begin{lstlisting} nanddump -s 0x10000 -l 0x2000 -p -f data.txt /dev/mtd0 \end{lstlisting} Dieser Befehl liest Daten aus \cmd{/dev/mtd0}, und zwar 0x2000 Bytes ab Startadresse 0x10000. Die Daten werden als lesbarer Hexdump (-p) in der Datei \cmd{data.txt} gespeichert. \emph{Hinweis:} Alle diese Tools kennen die Option \cmd{--help}, die alle verf\"ugbaren Optionen auflistet und kurz erl\"autert. \input{tailhandout}